Was bedeutet Ganzheitlichkeit? 

Inwieweit ist Ganzheitlichkeit in der aktuellen Zeit relevant und von Bedeutung?

Seit der Mitte meines Grundschullehramtstudiums sehe ich die schulischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten kritisch. Bis dahin verhalte ich mich in der Schule und auch in der Familie weitestgehend brav und angepasst. Gerald Hüther, Richard David Precht, Manfred Spitzer und andere Wissenschaftler und Philosophen inspirieren mich tiefgreifend, sodass ich mir eine Tätigkeit im Regelschulsystem nicht mehr vorstellen kann und auf einen Masterstudiengang der Bildungsforschung wechsle. 

Ich durchschaue die offensichtliche Unsinnigkeit des schulischen Allgemeinbildungs- und Bulimielernens. Warum sollen alle Schüler in allen Fächern gut sein? Warum diese fast schon ausschließliche Fixierung auf den kognitiven, verstandesmäßigen und intellektuellen Bereich? 

Was für ein junger Mensch entsteht in einem solchen Schulsystem? Jemand, der sich gut anpassen kann, weil er sich anpassen muss. Jemand, der gelernt hat, wie man mit möglichst wenig Aufwand und ohne persönliches Interesse, persönliche Relevanz und persönlichen Lebensweltbezug Prüfungen bestehen und im Vergleich zu anderen besser sein kann. Jemand, der seine eigenen Bedürfnisse, Grenzen und Impulse übergeht bzw. unter-drückt, um normal zu sein und dazuzugehören. Jemand, der lernt, dass es wichtiger ist, gute Leistungen zu bringen und besser als andere zu sein als menschliche, soziale und emotionale Qualitäten zu haben oder zu entwickeln, sich selbst als individuelle Persönlichkeit kennenzulernen und zu entwickeln und die eigenen Talente und Potenziale zu erkennen und zu entfalten. Oft habe ich mich in der Früh auf dem Weg zur Schule übergeben. Wie oft war ich krank, überreizt und erschöpft.

Im Studium soll man dann plötzlich nur noch in einem Bereich gebildet oder ausgebildet werden und das, nach-dem man in der Schule doch in allen Fächern gut sein soll. So entstehen in der Ausbildung und im Studium in sämtlichen Bereichen lauter Fachexperten, die dann für ihren Beruf qualifiziert sind oder sein sollen.

Wie lebensfern ein solches Studium sein kann, habe ich selbst in meinem Grundschullehramtstudium erlebt, wenn es im Hauptfach und auch in anderen Seminaren und Vorlesungen bei einer riesigen Stofffülle derart in die fachliche Tiefe geht, dass ich mich nicht nur einmal gefragt habe, inwieweit das alles eigentlich für meine Tätig-keit als Grundschullehrer relevant sein soll. Bei aller Kritik und meiner Einschätzung nach großem und grundsätz-lichen Veränderungsbedarf möchte ich anmerken, dass durchaus auch unter den aktuellen Bedingungen in der Schule, in der Ausbildung und im Beruf wichtige Fähigkeiten im fachlichen und auch sozial-emotionalen Bereich gefördert und ausgebildet werden (können) und ich jeden, der in welcher Rolle auch immer in den gegenwärti-gen Schul- und Ausbildungseinrichtungen beteiligt oder tätig ist, mit seiner eigenen Einschätzung und Wahr-nehmung und mit seinem Wirken respektiere. Voraussetzung für Veränderung ist die Aussöhnung mit der Vergangenheit und auch mit aktuellen Gegebenheiten und die allumfassende Selbstannahme, Selbstwertschätzung und Selbstliebe.

Offensichtlich wollen wir als Menschheit Lernen, Qualifikation und Arbeit auf die beschriebene Art und Weise erfahren. Gegenwärtig sind es neben Unzufriedenheit, mangelnder Sinnhaftigkeit und fehlender Erfüllung oft und zunehmend auch gesundheitliche Faktoren, die ein Umdenken und vor allem Umfühlen bzw. Öffnung für das Fühlen, für unsere Bedürfnisse und unser Wesen als Mensch erforderlich machen. Zudem werden immer mehr Arbeitsplätze aufgrund der technologischen Entwicklung und der Entwicklung der künstlichen Intelligenz wegfallen.

Im großen Bild sehe ich, dass der einzige, logische und sinnvolle Weg nach einer solchen Zeit der Einseitigkeit, Spezialisierung und Trennung der Weg in die Ganzheitlichkeit und Einheit ist. Wie heftig, intensiv, schmerzhaft und gleichzeitig heilsam dieser Weg ist, weiß ich aus eigener Erfahrung. Es ist nicht damit getan, Umzudenken und eine Entscheidung zu treffen. Es geht um den individuellen und tiefgreifenden Prozess der Selbstheilung, Dekonditionierung und inneren Befreiung des einzelnen Menschen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie tief Konditionierungen sitzen und wie diese und z.B. auch traumatische Erfahrungen, unterdrückte Emotionen und entsprechende Glaubenssätze auf einer machtvollen unbewussten Ebene wirken. 

Insofern geht es meiner Ansicht nach immer um den einzelnen Menschen und seinen individuellen Prozess der Selbstheilung und Dekonditionierung, seine damit verbundene Potenzialentfaltung, seinen Weg in die Ganzheitlichkeit und Einheit.

Ganzheitlichkeit beziehe ich z.B. auf die gleichwertige Bedeutsamkeit von Verstand und Gefühl, von intellektuell-kognitiven und sozial-emotionalen Fähigkeiten, von männlichen und weiblichen Qualitäten (im Mann und in der Frau) sowie des Privat-Menschlichen und des Beruflich-Leistungsmäßigen. Aus dem Verstand wird der „heilige Geist“, der im Einklang mit dem Fühlen, mit dem Herz und mit der Seele agiert. Insofern bedeutet Ganzheitlichkeit nicht nur die gleichwertige Bedeutsamkeit scheinbarer Gegensätze oder gegensätzlicher Qualitäten, sondern darüber hinaus ihre Vereinbarkeit, ihre Verbindung und ihr gemeinsames symbiotisches Zusammenwirken. 

Diesen Prozess in die Ganzheitlichkeit und Einheit sehe ich als Weg in unseren wahrhaftigen und natürlichen Zustand als Verkörperung unserer Seele, als individuelle und einzigartige Verkörperungen des Göttlichen im Christusbewusstsein der Einheit und der allumfassenden Liebe Gottes.

Holism

What does holism mean?

To what extent is holism relevant and important in the current times?

Since I was halfway through my primary school teaching degree, I have been critical of the situation in schools and society. Until then, I behaved well and conformed as much as possible at school and in the family. Gerald Hüther, Richard David Precht, Manfred Spitzer and other scientists and philosophers inspire me so deeply that I can no longer imagine working in the regular school system and am switching to a master's degree in educational research.

I see through the obvious absurdity of general education and bulimia learning in schools. Why should all students be good in all subjects? Why this almost exclusive fixation on the cognitive, intellectual and intellectual areas?

What kind of young person emerges from a school system like this? Someone who can adapt well because they have to adapt. Someone who has learned how to pass exams and do better than others with as little effort as possible and without personal interest, personal relevance or personal connection to their world. Someone who ignores or suppresses their own needs, limits and impulses in order to be normal and to fit in. Someone who learns that it is more important to perform well and to be better than others than to have or develop human, social and emotional qualities, to get to know and develop yourself as an individual personality and to recognize and develop your own talents and potential. I often threw up on the way to school in the morning. How often was I ill, overstimulated and exhausted.

During your studies you are suddenly only supposed to be educated or trained in one area, even though you are supposed to be good at all subjects at school. This is how the training and studies produce a whole host of subject experts in all areas who are then qualified for their profession or are supposed to be.

I experienced how far removed from real life such studies can be during my primary school teaching studies, when the main subject and other seminars and lectures go into such depth with a huge amount of material that I have asked myself more than once to what extent all of this is actually relevant to my work as a primary school teacher. Despite all the criticism and, in my opinion, a great and fundamental need for change, I would like to point out that, even under the current conditions in schools, training and at work, important skills in the technical and social-emotional areas can be promoted and developed and that I respect everyone who is involved or active in any role in the current schools and training institutions, with their own assessment and perception and with their work. The prerequisite for change is reconciliation with the past and also with current circumstances and all-encompassing self-acceptance, self-esteem and self-love.

Obviously, as a human race we want to experience learning, qualifications and work in the way described. At present, in addition to dissatisfaction, a lack of meaning and a lack of fulfillment, it is often and increasingly health-related factors that make it necessary to rethink and, above all, to feel or open up to feelings, to our needs and to our nature as human beings. In addition, more and more jobs will disappear due to technological development and the development of artificial intelligence.

In the big picture, I see that the only logical and sensible path after such a time of one-sidedness, specialization and separation is the path to wholeness and unity. I know from my own experience how difficult, intense, painful and at the same time healing this path is. It is not enough to rethink and make a decision. It is about the individual and profound process of self-healing, deconditioning and inner liberation of the individual. From my own experience, I know how deeply rooted conditioning is and how this and, for example, traumatic experiences, suppressed emotions and corresponding beliefs work on a powerful subconscious level.

In my opinion, it is always about the individual person and his or her individual process of self-healing and deconditioning, the associated development of potential, and his or her path to wholeness and unity.

For example, I relate holism to the equal importance of reason and feeling, of intellectual-cognitive and social-emotional abilities, of male and female qualities (in men and women), as well as of the private human and professional performance. The mind becomes the "holy spirit", which acts in harmony with feelings, with the heart and with the soul. In this respect, holism does not only mean the equal importance of apparent opposites or opposing qualities, but also their compatibility, their connection and their common symbiotic interaction.

I see this process into wholeness and unity as a path to our true and natural state as the embodiment of our soul, as individual and unique embodiments of the divine in the Christ consciousness of unity and the all-encompassing love of God.